- westmexikanische Kulturen
-
die vorkolumbischen Kulturen im Bereich der heutigen mexikanischen Bundesstaaten Colima, Jalisco und Nayarit mit Teilen von Guerrero und Michoacán. Diese Namen werden zum Teil auch als Bezeichnung für die zu unterscheidenden Stile dieser Gebiete benutzt. Gemeinsames Merkmal und einzige architektonische Hinterlassenschaft dieser Kulturen (200 v. Chr.-300 n. Chr.) sind Einzel- oder Doppelkammergräber, etwa 5 m tief, mit gewölbter Decke und einem 4-6 m tiefen Schacht. Derartige Gräber kommen zu so früher Zeit nur an der Pazifikküste Mesoamerikas vor. Es werden Verbindungen zu Ecuador und Peru angenommen, wo es diese Art der Grabbauten ebenfalls gibt. Skelettfunde belegen, dass die einzelnen Gräber über eine lange Zeit als Bestattungsort einer Familie oder einer Sippe dienten. Die in den Gräbern gefundenen Tonfiguren (sowohl hohle oder massive als auch figürliche Gefäße) lassen wiederum Ähnlichkeiten zu frühen Kulturen Zentralmexikos (z. B. Tlatilco) erkennen. Dargestellt sind realistische Szenen aus dem Alltag, jedoch auch religiöse und Begräbnismotive. Unterschieden werden fünf Stile: Chinescostil, nahezu dreieckige Köpfe der Figuren; Nayaritstil, gekennzeichnet durch Hausmodelle aus Ton; männliche und weibliche Hohlfiguren, deren Bekleidung im Detail aufgemalt ist; Zacatecasstil, vornehmlich aus dem nördlichen Jalisco: männliche und weibliche Figuren mit einer Öffnung im Kopf, die männlichen haben pilzförmige Hörner; Jaliscostil, Figuren mit scharf geschnittenen Nasen und weit offenen, scharf umrissenen Augen; Colimastil, Gefäße von ungewöhnlichem Formenreichtum mit Darstellungen von Menschen, Tieren, Pflanzen, auch ganzer Szenen; der Ton ist meist rot geschlämmt und poliert.H. von Winning: The shaft tomb figures of West Mexico (Los Angeles, Calif., 1974).
Universal-Lexikon. 2012.